» Vom Wind und der Euphorie getragen – Ostheimer stark beim Lauf zwischen den Meeren

Vom Wind und der Euphorie getragen – Ostheimer stark beim Lauf zwischen den Meeren

Damp (sg)

Knapp 75 Kilometer trennen die beiden Orte Husum an der Nordsee und Damp an der Ostsee. Nimmt man allerdings nicht die kürzeste Route sondern ein paar Umwege über kleine Dörfer, an Seen und der Küste entlang sowie über Wald und Wiesenwege, beträgt die Distanz schließlich 95 Kilometer – die Streckenlänge des Lauf zwischen den Meeren. Seit zehn Jahren gibt es den größten Staffellauf des Nordens nun schon – seit zehn Jahren mit Ostheimer Beteiligung. Auch in diesem Jahr waren zwei der 749 Mannschaften wieder aus der Rhön angereist, um den schnellen einheimischen Mannschaften Paroli zu bieten.

Die Vorzeichen der erfolgsverwöhnten Rhöner waren allerdings in diesem Jahr für beide Teams denkbar ungünstig. Durch berufliche Verpflichtungen im Herrenteam im Rahmen des G7-Gipfels fielen mit Manuel Stöckert und Dominik Karl sowie Florian Johannes gleich drei feste Größen der letzten Jahre weg. Aber auch das Frauenteam war durch parallel stattfindende Meisterschaften, Schwangerschaft und Verletzungssorgen auf der Suche nach gleichwertigem Ersatz für die schnellen Mannschaftskameradinnen. Diesen fanden beide Teams in einigen guten Freunden aus Studienorten, Trainingsgruppen im aktuellen Wohnort sowie gemeinsamen Trainingslagern.

Da die Frauen im letzten Jahr die Übernachtungen für das diesjährige Wochenende gewonnen hatten, war das 20-köpfige Team inklusive Betreuer bereits am Freitag mit vier Autos nach Damp aufgebrochen, um mit der nötigen frische in den Beinen die 95 Kilometer am Folgetag erfolgreich zu meistern.

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Punkt neun Uhr fiel für alle Mannschaften der Startschuss im Hafen von Husum. Startläufer Sven Perleth reihte sich dabei an Position vier ein, welche sich im direkten Verfolgerfeld zum führenden Läufer der letztjährigen Sieger, Pascal Detlefs (o.t.n. Lauflabor), befand. Der Favorit, der in diesem Jahr bereits eine 67er Zeit auf dem Halbmarathon angeboten hatte, lies der Konkurrenz auf der 11,5 Kilometer langen Etappe nur wenig Chancen und übergab mit deutlichem Vorsprung auf seinen Kollegen in Wittbek. Aber auch Perleth kämpfte dahinter tapfer um den Anschluss und schickte mit 1:40 Minuten Rückstand als Fünftplatzierten Julius Helm auf die 10,4 Kilometer nach Hollingstedt.

Bild1Der SC-Starter drehte auf seinem Teilstück richtig auf und konnte bis zu seinem Wechsel auf seinen Trainingskameraden Thomas Claeßen bis auf Rang drei nach vorne laufen.

LzdM_2015_055Knapp 11,1 Kilometer lagen nun zwischen dem Läufer des Rhöner Teams und dem Wechselort in Dannewerk. Dank langer Rennpassagen auf Radwegen entlang der Bundesstraße konnte der Ostheimer zeitweise in Sichtweite zu seinen Konkurrenten seinen Streckenabschnitt bestreiten und übergab schließlich nach tollem Lauf mit nur noch 30 Sekunden Abstand auf Rang drei auf René Giesen.

622 Damp_2015 034Obwohl dieser die ersten Meter von einem kurzen Hagelsturm begleitet wurde, zeigte Giesen auf der 9,8 Kilometer Strecke ein ausgezeichnetes Rennen und überlief beflügelt vom Rückenwind auf dem drei Kilometer langen Flugfeld nach Jagel die bis dato zweitplatzierte Mannschaft vom Mauritz-Intersport-Team.

bild9Fast gleichauf übernahm dort Tino Haßmüller das Staffelholz und lieferte sich mit dem Läufer des Gegnerteams ein packendes Duell, behielt aber bis zum Wechsel in Fahrdorf die Oberhand und übergab schließlich mit knapp zehn Sekunden Vorsprung an Ingbert Reinke. Die stark besetzten Läufer des o.t.n.-Lauflabors hatten sich zu diesem Rennzeitpunkt bereits einen komfortablen Puffer von 3:30 Minuten erarbeitet. Reinke, der auch in den Vorjahren im Ostheimer Team am Start war, lief ebenfalls ein gutes Rennen und schickte weiterhin auf Platz zwei liegend Wolfgang Müller auf dessen 9,3- Kilometer-Etappe. „Eigentlich mag ich diese Strecke nicht so, weil man fast vier Kilometer auf Sandboden läuft“, beschrieb Müller den siebten Abschnitt. Dennoch zeigte er nach zwei Jahren Abstinenz im Norden wieder ein schnelles Rennen und lies seinen Teamkollegen Philipp Zeis mit zwei Minuten Puffer auf die Dritten den Staffelstab für dessen 7,1 Kilometer übernehmen.

52c6575afb7ca5f0df2a898a763ea2b7Trotz gutem Lauf musste der Ostheimer den Drittplatzierten auf seinem Teilstück vorbeilassen und übergab schließlich mit knapp 50 Sekunden Rückstand an Milan Prieske. Der SC’ler lief die schwerste der zehn Abschnitte, die im welligen Profil an der Straße entlang nach Waabs führt , hoch motiviert an. Da aber auch die Gegner auf dieser Strecke einen Top-Läufer mit 32-Minuten-Niveau platziert hatten konnte Prieske trotz schnellem Rennen nur schrittweise näher kommen und schickte letztendlich Schlussläufer und Doppelstarter Sven Perleth mit nur noch etwa 30 Sekunden Rückstand auf die letzte Etappe.

0d50c4f84fb119131684e3aab1c22685 Der Ostheimer startete auf den 8,6 Kilometer noch einmal die mögliche Aufholjagd und rannte unter den Anfeuerungsrufen der Teamkollegen, die sich an der Strecke nach Damp verteilt hatten, am Gegnerteam bei etwa fünf Kilometer vorbei. „Ich habe unterwegs gerechnet, dass ich jeden Kilometer etwa zehn Sekunden gut machen konnte. Dann habe ich einfach gehofft, dass es bis auf die Hafenpromenade reicht“. Und so kam es schließlich, dass der schnelle Rhöner dank tollem Rennen gemeinsam mit den acht weiteren Teamkollegen und Ersatzläufer Steven Brodführer mit 25 Sekunden Vorsprung und knapp 4:30 Minuten Rückstand auf eins, das Ziel in 5:21:07 Stunden erreichte.

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Spannend sollte das Rennen der Damen, die als Titelverteidiger ins Rennen gingen, ebenfalls werden, war das Team der letztjährigen Zweitplatzierten auch in diesem Jahr stark aufgestellt. „Natürlich fahren wir hier hoch, weil wir gewinnen wollen, aber ich habe uns in diesem Jahr nicht als absolute Favoriten gesehen“, so die Organisatorin des Frauenteams, Simona Greier, im Vorfeld. Durch den kurzfristigen Ausfall einer Läuferin am Donnerstag vor Abreise war zudem die Aufstellung der Damen noch einmal durcheinander geraten. So begann Tanja Dietrich als Doppelstarterin zum ersten Mal den Wettbewerb für die Frauen.

598Die Langstrecklerin aus Hollstadt zeigte für die Ostheimer auf der längsten der zehn Abschnitte ein tolles Rennen und übergab mit knapp drei Minuten Rückstand auf die starke Läuferin des Lubinus Teams, Verena Becker, auf Rang zwei. Mit Anna Prieske auf Position zwei hatten die Rhöner allerdings eine schnelle Läuferin auf die Strecke geschickt, die hoch motiviert bereits nach einigen Kilometern auf die Führenden aufgelaufen war. Damp_2015 029Als die Nachricht dann im Live-Ticker auf den Handys erschien, „Anna übergibt an Position eins“, war die Verblüffung der Teamkolleginnen und gleichzeitig die Freude darüber dann doch groß. „Es war der Hammer. Ein Glück darf ich ein zweites Mal ran“, freute sich die SC-Starterin bereits wenige Minuten nach Zieleinlauf. Und ihre Euphorie steckte gleich das gesamte Team mit an. Marina Scheckenbach rannte ihr Teilstück bei zehn Kilometer sogar in Bestzeit durch und baute den Vorsprung der Rhönerinnen gleichzeitig auf eine ebenfalls schnelle Läuferin noch auf 1:40 Minuten aus, ehe sie an Katharina Topitsch übergab. Bild2Wie ihr Teamkollege bei den Männern lies auch Topitsch sich regelrecht über den Flugplatz vom Rückenwind treiben und zeigte mit ihrer 39-Minuten Laufzeit, dass auch sie in Bestzeittempo unterwegs war. Susanne Haßmüller, die in Jagel übernahm, baute den Abstand in konstantem Renntempo um die vier Minuten pro Kilometer noch einmal auf 2:10 Minuten aus.

Bild4Auch Teamkollegin Simona Greier zeigte sich auf ihrem Anschnitt von Fahrdorf nach Fleckeby top motiviert und konnte dem Gegnerteam noch weitere 1:30 Minuten abnehmen, so dass beim Wechsel auf Stephanie Pummer die Lücke nach hinten bereits auf 3:45 Minuten angewachsen war. Die Ostheimerin war wie ihre beiden Teamkolleginen davor zwar ebenfalls alleine auf weiter Flur, lief aber dennoch dank gutem Tempogefühl ein schnelles Rennen und übergab mit nun mehr 5:30 Minuten auf Tanja Dietrich. IMAG3025Trotz bereits gelaufener 11,5 Kilometer gab die Rhönerin noch einmal richtig Gas und vergrößerte den Puffer auf Lubinus um eine weitere Minute. „Tabea (Haug) wird das rocken und Anna ist auch motiviert“, prophezeiten die Teamkolleginen am Handy für die letzten beiden Laufetappen. Und sie sollten recht behalten. Obwohl das Gegnerteam mit Katharina Nüser und Natalie Jachmann ihre schnellsten Läuferinnen bis zum Schluss aufgehoben hatte, zeigten die beiden Ostheimer-Starterinnen Tabea Haug und ein weiteres Mal Anna Prieske ihre Klasse und liesen die Lubinus-Frauen nicht einmal mehr in Sichtweite kommen. 680 686 11304352_849307638437880_1808910122_n Bild10

Zum genießen war dann schließlich auch der gemeinsame Zieleinlauf der Frauen, der unter den kräftigen Anfeuerungsrufen der Zuschauer und der männlichen Teamkollegen in neuer Streckenrekordzeit von 6:26 Minuten erfolgte. Damit waren die Frauen bei ihrer Titelverteidigung nicht nur fast acht Minuten schneller als im Vorjahr, sondern auch noch fünf Minuten vor dem nächsten Frauenteam, das ebenfalls noch deutlich unter der Marke des letzten Jahres blieb.

bild6Bild8Damp_2015 162„Wir sind heute definitiv vom Wind und der Euphorie in diesem tollen Team getragen worden“ , waren sich die schnellen Frauen im Ziel einig. Und auch das Ziel für das kommende Jahr stand bereits kurz nach Zieleinlauf für alle Ostheimer fest: Im nächsten Jahr wollen endlich einmal beide Teams zusammen das oberste Podest erklimmen.

Ein besonderer Dank gilt auch den mitgereisten Betreuern, die alle Läufer rechtzeitig zu den Wechseln brachten und auch unterwegs immer motivierende Worte fanden!

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Simona Greier am 3. Juni 2015

 

2 Comments »

  1. Ein schöner Bericht, wie ich finde … und alle die nicht vor Ort waren, haben damit das Gefühl, live dabei gewesen zu sein!

    by M. Greier — 11. Juni 2015 @ 09:26

  2. Herzlichen Glückwunsch vor allem an die Damen!
    Ein sehr genial zu lesender Bericht!- fast wie livetrakking

    by Andrea Edelmann — 13. Juni 2015 @ 06:20